Chinas Privatwirtschaft ist der am schnellsten wachsende
Wirtschaftssektor des Landes. In den zehn Jahren zwischen 1990 und 2000
erreichten die Privatunternehmen durchschnittliche Wachstumsraten
pro Jahrvon
+70,2% - Einzelhandelsumsatz
+58,7% -
Bruttowertschöpfung
+29,2% - Anzahl
Beschäftigte
Dabei werden private Unternehmen erst
seit wenigen Jahren von Staat und Partei als "wichtiges Element der
sozialistischen Marktwirtschaft" anerkannt. Zuvor nur als "Ergänzung" zur
Staatswirtschaft toleriert, wurde ihre neue Rolle im März 1999 in der
Verfassung verankert. Gleichberechtigung mit Staatsunternehmen haben sie aber
bis heute nicht erlangt. Privatunternehmen haben kaum Zugang zu Fremdkapital und
sind auch am Aussenhandel bisher kaum beteiligt: erst Ende 1998 wurden den
ersten, großen Privatunternehmen eigene Aussenhandelsrechte erteilt,
während alle anderen nur mit hohen Vemittlungskosten über die
staatlichen Aussenhandelsgesellschaften im- und exportieren
dürfen.
Dennoch ist der Anteil der Privatwirtschaft am
Bruttoinlandsprodukt seit Anfang der achtziger Jahre von einem Prozent auf 20
Prozent gestiegen, ihr Anteil an der Beschäftigtenzahl von 0,2 auf 10,5
Prozent. Ende 2000 gab es in China knapp 1,8 Millionen mittlere bis
größere Privatunternehmen und 26 Millionen Kleingewerbebetriebe mit
insgesamt über 75 Millionen Beschäftigten. Bei diesen Daten sind etwa
neun Millionen ländliche Privatunternehmen noch nicht
inbegriffen.
Chinesische Privatunternehmer sind daran gewöhnt, auch
riskante Entscheidungen schnell zu treffen. Im Unterschied zu den im Ausland
bekannten Manager-Funktionären der Staatsbetriebe entsprechen viele
Privatunternehmer dem Urbild des anpackenden Industriellen. In mancher Hinsicht
können sie mit den in der deutschen Nachkriegszeit typischen
Wirtschaftswunder-Unternehmern durchaus verglichen werden. Aufgrund ihrer
bisherigen Abschottung vom Weltmarkt sind die meisten Privatunternehmen
allerdings auf Auslandskontakte schlecht vorbereitet. Sie haben in der Regel
kein fremdsprachiges Personal und sind über internationale Produktstandards
und Geschäftsusancen kaum informiert. Erst seit dem Beitritt Chinas zur
Welthandelsorganisation WTO ändern sich diese Verhältnisse. Die
Vorbereitung auf internationale Wirtschaftskontakte ist daher vielfach bereits
zum wichtigsten Element der Unternehmensplanung geworden.
Bis heute basiert der Erfolg der chinesischen Privatwirtschaft
aber auf dem Binnenmarkt. Viele der Unternehmen haben - teils landesweit -
leistungsfähige Vertriebsnetze aufgebaut. In ihren Marktsegmenten geniessen
sie bei den Kunden inzwischen ein gutes Image. Deutsche und ausländische
Unternehmen, die sich von der anfangs schwierigen Kommunikation nicht
abschrecken lassen, können die vorhandenen Vertriebsnetze hervorragend zur
Erschliessung des chinesischen Marktes nutzen, indem sie mit geeigneten
chinesischen Privatunternehmen zusammenarbeiten.