Ausländische Unternehmen, die in China Joint-Ventures
aufgebaut haben, kennen und fürchten die langwierigen und kostspieligen
Entscheidungsprozeduren ihrer staatlichen Partner. Während sich die
Geschäftsführer staatlicher und kollektiver Unternehmen vor wichtigen
Entscheidungen erst bei den übergeordneten Behörden absichern
müssen, treffen Privatunternehmer ihre Entscheidungen selbst.
Chinesisch-ausländische Gemeinschaftsproduktionen mit privaten Unternehmen
sind aber noch eine grosse Ausnahme. Daher herrscht auch in Deutschland oft noch
der Eindruck vor, dass chinesische Unternehmen generell schwierige Partner
sind.
Chinesische Privatunternehmer sind typischerweise sehr
entscheidungsfreudig. Sie sind daran gewöhnt, auch riskante Entscheidungen
schnell zu treffen. Im Unterschied zu den im Ausland bekannten chinesischen
Beamten-Unternehmern entsprechen viele Privatunternehmer dem Urbild des
anpackenden Industriellen. In mancher Hinsicht können sie mit den in der
deutschen Nachkriegszeit typischen Wirtschaftswunder-Unternehmern durchaus
verglichen werden. Dies gilt von den Ursprüngen am Rande der Legalität
(Nachkriegs-Deutschland: Schwarzmarkt, China: Staatswirtschaft) bis hin zu den
Auswirkungen plötzlichen Reichtums (Betonung von Statussymbolen,
Großzügigkeit, Teilnahme am politischen und gesellschaftlichen
Leben).
Kennzeichen des typischen chinesischen
Privatunternehmers:
natürliches Unternehmertalent
geringe Management-Ausbildung, aber
grosse praktische Geschäftserfahrung
geschäftlich sparsam, privat
grosszügig
Nutzen aller guten Gelegenheiten
Pflege eines
ausgedehnten Beziehungsnetzes
starke aber teilweise rauhe
Führungspersönlichkeit